Wissenswertes zur Videokonferenztechnik

Was bedeutet Videokonferenz?

Videokonferenz ist die audio-visuelle, synchrone Kommunikation zwischen mehreren Teilnehmern an unterschiedlichen Orten in Echtzeit. Im Gegensatz zur face-to-face Kommunikation sind technische Hilfsmittel zur Bild- und Tonübertragung nötig. Die Endgeräte verfügen mindestens über Kamera, Mikrofon, Lautsprecher und Bildschirm.

Geschichte der Videokonferenztechnik  

France_in_XXI_Century._Correspondance_cinemaIn der Dreißiger Jahren wurden, parallel zur Entwicklung des Fernsehens, Ideen zur technischen Umsetzung von Videokonferenzen entwickelt. Wegen der enormen Anschaffungs-, Einsatz- und Übertragungskosten fristeten Videokonferenzen bis Anfang des dritten Jahrtausends das Dasein einer Nischentechnologie. Den Durchbruch bis hin zu einem breiten Nutzerkreis am heimischen PC brachten optimierte Kompressionsverfahren der heute vollständig digitalisierten Sprach- und Videodaten, die Standardisierung der früher proprietären Verfahren und nicht zu letzt die allgemeine Verfügbarkeit von PCs und digitalisierter Anschlussleitungen mit der nötigen Bandbreite.

Heute gibt es kostengünstige Systeme, die durch die Umstellung auf IP-basierte Vermittlungstechnik von sinkenden Übertragungskosten bei besserer Bandbreite profitieren, preiswertere Chiptechnologie, software-basierte Videokonferenzsysteme und optimierte Komprimierung von Audio- und Videodaten. Dies und die zunehmende Benutzerfreundlichkeit der Videokonferenzsysteme sind Erfolgsfaktoren für die Technologie der Videokonferenz. Experten prophezeien eine wachsende Verbreitung dieser Kommunikationstechnologie: Einer Globalisierungs- und Vernetzungstendenz bei sinkendem CO2-Ausstoß steht nichts mehr im Wege.

Die Technik: Die technische Grundlage für Videokonferenzen  

Es gibt zahlreiche Varianten von Videokonferenzsystemen, deren Ausstattung und Konfigurierung ganz zentral vom Einsatzszenario abhängt.

Desktop-Systeme

Desktopsysteme kombinieren alle notwendigen technischen Komponenten in einem PC. Benötigt werden neben der Kamera (meist USB-Webcam) ein Headset und eine spezielle Software. Es gibt hardware-basierte (Kodierung und Dekodierung auf einer Steckkarte) und software-basierte Desktop-Systeme. Neben den relativ geringen Kosten haben Desktopsysteme den Vorteil, dass der Anwender während der Videokonferenz vollen Zugriff auf seine Daten und die auf dem PC installierten Programme hat. Desktopsysteme eignen sich daher insbesondere dort, wo im Rahmen von Konferenzen auch eine gemeinsame Datenbearbeitung erfolgen soll.

Raumsysteme

Raumsysteme überzeugen durch Leistungsstärke und variable Ausstattungsmerkmale und Systemkonfigurationen. Daher sind sie für fast jedes Anwendungsszenario geeignet. Große Räume werden durch leistungsstarke Kameras und Raummikrofone sowie große Monitore abgedeckt. Durch die Einbindung weiterer Peripherieeinrichtungen, wie zum Beispiel Dokumentenkameras, erweitert sich das Anwendungsspektrum.

Weitere Bestandteile professioneller Videokonferenzanlagen

Multipoint Control Unit (MCU) 

Gruppenkonferenzen mit mehr als zwei Teilnehmern benötigen eine Multipoint Control Unit (MCU). Dies sind Sternverteiler, die als Hard- und/oder Softwarelösungen erhältlich sind und die eine oder mehrere Mehrpunktkonferenzen verwalten und steuern. Dabei ist die MCU während der Videokonferenz mit allen Teilnehmern verbunden. Sie verwaltet und regelt die ein- und ausgehenden Video- und Audiodatenströme. MCUs unterstützen u. a. die Protokolle H.323 und SIP.

Gatekeeper

Der Gatekeeper organisiert den Verbindungsaufbau zwischen den Endgeräten und der MCU und kann die Datenströme als Proxy weiterleiten. Mit einem Gatekeeper werden Adressumsetzungen durchgeführt: Alle Geräte, die einem Gatekeeper zugeordnet sind, befinden sich in der gleichen Zone (ähnlich den Vorwahlnummern beim Telefon).

Gateway 

Mit dem Gateway kommen wir zu den Protokollen: Ein Gateway verbindet verschiedene Netze miteinander. Dabei werden die Protokolle entweder ineinander konventiert, oder das Gateway kann zwei Netzwerke koppeln. Bei einer gleichzeitigen Nutzung von ISDN- und IP-Endgeräten ist die Verwendung eines Gateways obligat.

Übertragung der Daten basierend auf Protokollen

Die Videokonferenzlösungen der führenden Hersteller unterstützen alle gängigen Protokolle, die da sind H.320, H.323 und T.120.

Das Protokoll H.323 

Das Protokoll H.323 ist das wichtigste Protokoll für den Betrieb über das Internet. Es regelt die Zusammenarbeit für Videotelefonie-Endgeräte, die über ein LAN/WAN verbunden sind.

Das Protokoll H.320 

Das Protokoll H.320 regelt den Betrieb von Videotelefonie-Endgeräten, die über eine schmalbandige Verbindung laufen (z. B. ISDN, Sat, Richtfunk).

Das Protokoll T.120 

Das Protokolls T.120 realisiert und regelt Datenanwendungen innerhalb einer Videokonferenz. Es organisiert den Verbindungsauf- und -abbau, die Flusskontrolle, die Zusammenarbeit mit MCUs und es regelt die Verwendung von externen Geräten (wie etwa Whiteboards) sowie den Dateitransfer und das Application-Sharing .

Der Standard H.239 

H.239 ersetzt proprietäre Verfahren. Eine klassische Videokonferenzanlage hat einen Audio-, einen Video- und optional einen Datenkanal. H.239 definiert das Verfahren, einen zweiten Videokanal bei Verwendung der Protokolle H.320 und H.323 zu benutzen, um etwa eine Präsentation als Video oder das Bild einer zweiten Kamera zu zeigen.

Das Protokoll SIP 

Das Session Initiation Protocol (SIP) wurde für die Übertragung von Multimedia-Anwendungen entwickelt. Es dient zum Aushandeln der Kommunikationsmodalitäten, die Kommunikation wird innerhalb der SIP Pakete über das Session Description Protocol (SDP) vereinbart. Der Datentransfer selbst findet dann meist direkt zwischen den Endpunkten mit anderen Internetprotokollen wie dem Real Time Transport Protocol statt. SIP ist nicht mit H.323 oder H.320 kompatibel.

Proprietäre Peer-to-Peer Systeme 

Peer-to-Peer (P2P)-Videokonferenzsysteme haben keine zentralen Gruppen- und Kommunikationsserver, wie sie bei H.323-Systemen durch Gatekeeper und MCU gegeben ist. Daher erfüllen sie nicht die von professionellen Anwendern benötigten Sicherheitsstandarts. P2P-Videokonferenzsysteme sind zumeist Desktopsysteme, die proprietär sind und keiner Standardisierung unterliegen. Beispiel für ein P2P-Videokonferenzsystem ist Skype.

 

 

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